Werkarbeit-Gemeinschaft Enger e.V.
Unsere Werkarbeitsgemeinschaft Enger*
(Gedanken zur Eröffnungsfeier unserer Ausstellung am 21. März 1982, welche die Verabschiedung von Urusla Fleer und die Einführung ihrer Nachfolgerin Erdmuthe Fleer umschließt. Ursula Fleer war 35 Jahre fachliche Leiterin und 1. Vorsitzende der Werksarbeitsgemeinschaft Enger.)
Verehrte Gäste, liebe Freunde unserer Arbeit!
Im Auftrage aller Mitglieder der Werkarbeitsgemeinschaft Enger grüße ich Sie herzlich.
Es ist schon ein denkwürdiger Tag, wenn man nach 35 Jahren verantwortlicher Arbeit seine Aufgabe vertrauensvoll in die Hände einer so qualifizierten Nachfolgerin legen kann. 35 Jahre sind eine lange Zeit und doch erinnere ich mich noch sehr gut an den grauen, regnerischen Tag des November 1945, an dem sich zum ersten Mal etwa 12 weibliche Mitglieder zur Werkarbeitsgemeinschaft Enger in der damaligen evangelischen Volksschule trafen. In dem Klassenraum standen noch die uralten, engen Unterrichtsbänke. Wir hatten kein Werkezug, kein Material. Der Krieg war ja erst im Frühjahr beendet. Jede von uns hatte ein Küchen- oder Taschenmesser mitgebracht; das Holz einer Zigarrenkiste und ein paar Brennholzscheite waren unsere ganze Kostbarkeit. Hieraus fertigten wir Brieföffner und Kochlöffel. Wir sangen und erzählten viel bei der Arbeit; es war eine frohe und fröhliche Gemeinschaft.
IDA GRÖPPEL übernahm in den ersten 1 1/2 Jahren die Leitung der Gruppe. Als sie Ostern 1947 in die Lehrerinnenausbildung ging, wurde mir die Leitung der Werkarbeitsgemeinschaft übertragen.
Wenn ich so zurückblicke, ist es wohl ein weiter Weg mit sehr viel frohem Schaffen, aber auch Sorgen und Kummer bis zu diesem Jahre 1982 gewesen. Die Freude an unserer Arbeit aber war immer größer als alle Hindernisse. Ostern 1947 wurde ich auch Mitglied des damaligen Amts-Jugendausschusses, später nach Bildung des Amtsjugendringes zur stellvertretenden Vorsitzenden desselben gewählt. Dieses Amt hatte ich 16 Jahre bekleidet; somit war mir seit 1947 möglich, die Belange unserer Jugendarbeit in Enger den Behörden gegenüber zu vertreten und eine gute Zusammenarbeit anzustreben.
Noch im Herbst 1947 wurde den Jugendgruppen in Enger der obere Turnhallenraum (Bühnenraum) als Arbeitsraum zur Verfügung gestellt.
Fräulein Fricke und ich nähten die Gardinen und wenn auch sehr alte Tische und Stühle die Einrichtung bildeten, Schränke noch gänzlich fehlten, so hatten doch die Jugendgruppen eine feste Bleibe. Den kleinen Raum daneben erhielten wir als Werkarbeitsgemeinschaft uns alleine zum Aufstellen unseres großen Webstuhles. Dies war ein ganz großes Ereignis für unsere Gruppe. Der Vater einer Teilnehmerin hatte uns den Webstuhl "nur für Geld" gebaut (es war ja noch vor dem Währungsschnitt). Vom Amtsjugendausschuß bekamen wir Geld zur Anschaffung von Kett- und Schußmaterial. Letzteres lieferte mir meine alte Webmeisterin aus Ostpreußen, BERTHEL SYTTKUS, die in Osnabrück wieder eine Webschule eröffnet hatte. So wurden schon zur Weihnacht 1948 die ersten selbstgewebten Schürzen verschenkt; das war vor dem Währungsschnitt eine ganz große Sache! - Auch 2 Flachwebrahmen besaßen wir nun schon zur Herstellung von Kissen, Schals, Läufern, Gürteln und dergleichen, angefertigt aus altem Material, das aufgeribbelt, gewaschen und neu gespannt wurde.
Neben Holzarbeiten und Weben hatten wir schon früh die Disziplin Papparbeiten aufgenommen, obwohl wir auch da vorwiegend aus Altmaterial schaffen mußten: alte Plakate zur Herstellung von Kleisterpapier, die Pappen eines alten Karton, Speisefarben, die es als einzige ohne Bezugsschein gab. Garn, Schere, Bleistift, Lineal, alte Kleiderbürsten als Pinsel - das war unser ganzes Werkzeug zunächst für diese Disziplin.
Unsere erste Ausstellung 1947 hatten wir im Schaufenster des damaligen Porzellangeschäftes Fritz Hemeyer, gegenüber Hotel Schierholz. Unseren Weihnachtsschmuck machten wir aus Stroh und aus Papier, das wir mit Speisefarbe gelb gefärbt hatten. Welche Fülle und Schönheit enthielt selbst diese erste Ausstellung! Die folgenden Jahre stellten wir im damaligen Geschäft Rolixmann am Kirchplatz aus. Seit 1961 haben wir immer im Rahmen der Woche der Jugend, das schöne Fenster des neu erbauten Geschäftshauses von Frau Dorsel, Ecke Burgstraße - Steinstraße, haben können. Anläßlich des 20-jährigen Bestehens der Gruppe 1965, war die Ausstellung im großen Sitzungssaal des neuen Amtgebäudes.
* Die Namensänderung des Vereins erfolgte im Jahr 1985 im Rahmen der Eintragung ins Vereinsregister.
Werkarbeit-Gemeinschaft Enger e.V. Bahnhofstr. 15 32130 Enger Telefon: 05224- 79836 email Adresse: info@werkarbeit-enger.de